Human Rights Film Festival Berlin

Manchmal sprechen Bilder mehr als Worte. Manchmal erschüttern Nachrichten zwar oberflächlich, doch durch geografische Entfernung fällt es leichter sich von ihnen emotional abzugrenzen. Dadurch resultiert zusätzlich eine Distanz „zu den Anderen“, oder „dem Fremdem“. Manchmal braucht es also persönliche Schicksale die bewegen, verstören, weh tun oder Hoffnung machen. Egal was für Emotionen die Filme des Human Rights Film Festival bei dem/der Zuschauer*innen auslösen werden, was sie alle gemeinsam haben ist, dass sie auf Themen aufmerksam machen, von denen unsere westliche Gesellschaft sich nicht länger abgrenzen kann, schließlich ist unteranderem unser gelebter Kapitalismus mit Grund und Auslöser für die Missstände und die daraus resultierende zunehmende Migration der letzten Jahre.

Leonie Holkenbrink ist eines der Gesichter hinter dem Human Rights Film Festival und hat in den vergangenen Monaten mit ihrem Team vieles auf die Beine gestellt. Ich hatte die Chance ihr ein paar weitere Fragen über Hintergründe und Ziele des Festivals zu stellen.

Das Human Rights Film Festival findet dieses Jahr das erste Mal statt. Wie kam es zu diesem Projekt, und wieso genau jetzt?
Wir haben einfach gesehen, dass es in vielen anderen Großstädten sehr erfolgreiche und große Festivals dieser Art gibt und wir fanden es wichtig, auch in der Hauptstadt Deutschlands zu versuchen, so viele Menschen wie möglich auf Menschenrechte und humanitäre Krisen weltweit aufmerksam zu machen. Wir planen schon länger und jetzt war seit Beginn der Planungen mit der Bewerbung auf Förderungen etc. der erste mögliche Zeitpunkt. Der Festivalkalender ist ja auch schon sehr voll, also war der Termin im September einer der wenigen, wo wir noch eine Lücke gesehen haben.

Credit via @humanrightsfilmfest

Genau jetzt ist unser Fokus Flucht aber besonders wichtig. Er war es schon in den letzten Jahren aber mit Blick auf Chemnitz und die generelle aktuelle politische Stimmung in Deutschland ist es umso wichtiger die Geschichten der Menschen zu erzählen, die fliehen müssen oder mussten und an die Menschenrechte weltweit zu erinnern. Außerdem ist dieses Jahr 70 Jahre Menschenrechte, auch das ist für uns wichtig, um daran zu erinnern

Warum Berlin als Austragungsort?
Berlin ist das internationale Symbol für Wiedervereinigung. Die Hauptstadt ist ein modernes Beispiel für Freiheit ein Schmelztiegel der Kulturen, Sprachen und Nationalitäten. Seit dem Mauerfall hat Berlin sich zu einem pulsierenden Zentrum für Kunst, Musik und Film entwickelt. Das macht die Stadt zu einem idealen Standort für unser Festival. Breite Öffentlichkeit erreichen um diese in ihren Meinungen und einer offenen mentalität zu festigen. Wir gehen aber auch mit einem ersten Screening nach Brandenburg, am 20.9. In Königs Wusterhausen.

Credit via @humanrightsfilmfest
Credit via @humanrightsfilmfest

 

 

 

 

 

 

 

Euer Logo bildet eine Rettungsweste ab. Ein Symbol, dass in den letzten Jahren an tragischer Popularität erlangt hat. Ist die Seenotrettung zentrales Thema in den gezeigten Filmen oder wieso habt ihr euch speziell für dieses Symbol auf euren Bannern und Werbeplakaten entschieden? 
Flucht und Migration ist unser diesjähriger Fokus auch wenn wir darüber hinaus eine Vielzahl anderer Themen zeigen und abdecken. Die Weste steht unserer Meinung nach symbolisch für das Thema Flucht, wie kein anderes Symbol. Sie steht für Sicherheit, zeigt aber auch die riskante Situation in die sich Geflüchtete begeben

 Bei der Organisation von Filmfestivals geht es auch immer um Selektion. Nach welchen Kriterien habt ihr die Filme ausgewählt und den Kategorien zugeordnet? 
Alle Filme, die wir im Programm zeigen sind Dokumentarfilme. Acces war unser Hauptauswahlkriterium, also Acces zu Asyl, Acces zu Sicherheit (im Krieg), Acces zu Nahrung und Demokratie, Acces zu Support (Women and Children Emopowerment). Wichtig war uns zu dem auch eine Diversität innerhalb der augewählten Filme, dass heißt ein ausgeglichener Anteil weiblicher- als auch männlicher Portagonist*innen und Regiesseur*innen im Programm zu vertreten.

Credit via @humanrightsfilmfest

Wirkliche Kategorien gibt es nicht. Viel mehr bieten wir den Zuschauer*innen ein Hauptprogramm, dessen Fokus auf dem Thema Migration liegt. Grundsätzlich war neben den oben genanten Auswahlfaktoren am wichtigsten natürlich die Emotionalität der Filme, die schließlich auch bewegen und zum nachdenken anregen sollen. Sei es aufgrund ihrer dramatsichen Geschichten, oder ihrer mutmachenenden Message.

 Die Liste der Kurator*innen lässt erahnen, dass das Programm hauptsächlich von westlichen Europäern konzipiert wurde. Abgesehen von Schirmherr Ai Weiwei. Ist das eine Thematik, die bei Euch eine Rolle spielte? 
Es gab keine bewusste Bevorzugung von westlichen und nicht westlichen Personen, letztendlich war die Expertise das ausschlaggebene Auswahlkriterium.Wichtig  für die Vorbereitung waren uns außerdem Deutschkenntnisse. Im Bezug auf nächstes Jahr freuen wir uns, wenn es noch internationaler wird und Leute aus unterschiedlichen Kontexten eingebunden werden können. Genau wie das schon bei unserer globalen Filmauswahl der Fall war.

In wie weit wurden Geflüchtete in die Vorarbeit für das Festival miteingebunden? 
Ein Austausch sowohl auch Gespräche mit Geflüchteten und anderen NGO’s hat laufend stattgefunden, denn sie sind auch eine Zielgruppe die wir ansprechen möchten. Zu dem laden wir auch ProtagonistInnen zum Festival ein.

Abschließend: Menschlichkeit bedeutet für mich….
Der Film ,,We Are Humanity“ beantwortet genau diese Frage, ihn lasse ich für mich sprechen. 

Das so ein Film Festival auf einen Schlag nicht alle politischen und gesellschaftlichen Spannungen und Probleme lösen wird liegt auf der Hand, dennoch kann so eine Art der medialien Sensibilisierung vielleicht dafür sorgen, dass mehr Menschen sich von ihren Vorutreilen befreien und sich ihrer Menschlichkeit zurückbesinnen. Die Verführung sich den Lebensumständen (in die wir durch Zufall hineingebroren werden) und den daraus resultierenden Priviligen einfach hinzugeben ist groß. Dennoch liegt es in der Verantwortung jedes Menschen seine eigenen Verhältnisse und Lebensumstände zu hinterfragen, und diese als soziale Konstrukte zu verstehen. Vor allem aber brauchen wir aber eine Gesellschaft, die sich daran erinnert, dass Menschlichkeit nicht an den Grenzen Europas aufzuhören hat.

Mehr Infos zum Festival unter: https://www.humanrightsfilmfestivalberlin.de

Leave A Reply

Navigate